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Wo liegt das Geheimnis dieses Erfolgs? Da ist zum einen dieser
Kreis höchst engagierter Musikliebhaber selbst. Nicht Laien,
sondern Liebhaber. Nehmen wir das Wort ruhig wörtlich: Menschen,
die, aus den verschiedensten Berufen kommen und die Musik so sehr
lieben, daß sie sich ihr in einem ganz großen Teil ihres Lebens
verschrieben haben. Nicht ein bißchen sondern aus vollem Herzen
und mit Leidenschaft: con brio. Liebhaber, die vor nichts in der
Musikliteratur Respekt haben. Denen ist kaum eine Hürde zu hoch.
Am Anfang stand gleich nichts Geringeres als die Eroica, dieses
gewaltige Werk Beethovens, das mit einer mitreißenden Kraft des
Ausdrucks das Ringen eines Menschen mit den Mächten des Schicksals
beschreibt, das Unterliegen, Verzweifeln, das sich Aufraffen und
Obsiegen in musikalischen Bildern von dramatischer Wucht
und mitreißender Ausdruckskraft – schon im ersten Satz con brio!
Eine solche Herausforderung als junges Ensemble mutig, unbefangen
und dann schließlich auch erfolgreich anzugehen, verdient schon
allerhöchsten Respekt!
Gustav Mahler habe ich in einem Konzert von Con brio zum
ersten Mal verstanden. Es war in einem Vorkonzert in
einem wenig stimmungsvollen Saal in Alteglofsheim, unweit
Regensburgs. Ich mußte stehen, so voll war es. Con Brio hat
immer die Herausforderungen gesucht in seinen bislang nicht
weniger als 44 Konzertfolgen, alle Halbjahr eine. Natürlich
Mozart und Beethoven, natürlich Schubert und Mendelssohn, aber
auch Schostakowitsch und Schnittke, Bartok und Bernstein,
Tschaikowsky und Mussorgski, Brahms und Bruckner. Das waren
und sind die immer spannenden Programme, die Con Brio von
Anbeginn volle Häuser in Würzburg bescheren. Dazu ausgesuchte
Solisten, vom heimischen Cellisten Matthias Steinkrauß bis zur
russischen Ausnahmepianistin Eva Smirnova.
Und dann gibt es einen Menschen, ohne den dieses Orchester nicht
dort stünde, wo es heute steht. Ein Mann, dem manche Profidirigenten
dankbar sein sollten, daß er nach seiner Ausbildung zum Arzt und
Dirigenten nicht ins Profi-Fach ging, sondern als Professor junge
Menschen lehrte, die Musik zum Heilen und Stärken von Menschen
in der Musiktherapie einzusetzen. Sein gesamtes Engagement mit
Con brio bestreitet er, wie alle seine Musiker, rein ehrenamtlich,
ohne irgendeine materielle Zuwendung!
Besuchen Sie ein Konzert, und Sie erleben es: Gert Feser tritt
federnden Schritts vor das Orchester und macht dann erst einmal
gar nichts, außer, dass er seine Musiker anstrahlt. Und alle strahlen
zurück. Und dann wird musiziert. Gert Feser ist ein demokratisch,
sensibel führender Dirigent, präzise in der Schlagtechnik, aber kein
autoritärer egozentrischer Karajan, sondern der Mann, der Impulse
verleiht, der als Freund seine Musikfreunde mitreißt und das Stück
neu gestaltet. Kein penibler Vollstrecker dessen, was sich vielleicht
der Komponist gedacht haben mag – wer weiß das schon? – sondern einer,
der schöpferisch mit seinen Musikern gemeinsam ein Werk gestaltet.
Solche Gestaltung hat immer eine Eigendynamik und etwas ungemein
Fesselndes. Sie verlangt auch Mut zum Risiko. Ohne diesen Mut
bliebe es bei einer „Aufführung“, über die dann die Presse so
wesentliche Erkenntnisse schreiben könnte wie jene, daß der Saal
ziemlich gut gefüllt war und der Konzertmeister bedauerlicherweise
einen Schnupfen hatte. Manchmal wünschte ich mir, unsere Presse
würde ein wenig deutlicher sagen, welche großartigen Leistungen
hier Menschen erbringen, die dies alles rein ehrenamtlich, nur
der Freude an der Musik willen tun.
Nun braucht eine Gemeinschaft auch einen, der sie Tag für Tag zusammenhält,
einen Mann, der mit Fröhlichkeit, aber auch mit der Klarheit eines kaufmännisch
denkenden Kopfes für das Organisatorische an erster Stelle verantwortlich ist.
Natürlich ein Kopf aus dem Einzelhandel! Ulrich Moll. Wer ihn bescheiden „im Glied“
an seiner Bratsche sieht, weiß zumeist nicht, welche Arbeit er für den Zusammenhalt
und den Erfolg des Orchesters leistet. Mit ihm engagieren sich eine ganze Reihe
seiner musikalischen Freunde. Denn ein Konzert vorzubereiten erfordert sehr viel
Arbeit.
Spätestens an dieser Stelle wird es Zeit zu gratulieren. Nämlich Ihnen,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister und damit der Stadt Würzburg dazu,
daß mit Con brio so eine starke musikalische Kraft in unserer herrlichen Stadt
wirkt. Eine Stadt, in der die Musik in hochkarätiger Form in vielfältiger Weise
lebt, mit einem ausgezeichneten Philharmonischen Orchester, mit großen Chören und
zahlreichen Ensembles. Musiker empfinden sich nicht als Konkurrenten, ihre Belohnung
ist die Musik und die Freude, die sie an Menschen weitergeben.
Damit sind wir bei dem letzten Erfolgsfaktor von Con brio, dem Publikum, kurz,
bei uns! Unterschiedliche Ensembles ziehen auch unterschiedliche Musikfreunde an.
Da gibt es das etablierte, honorige Publikum zumeist etwas höheren Alters, das manche
Zeitungen gern mit dem Konzertpublikum schlechthin gleichsetzen. Da gibt es aber auch
das Con-brio-Publikum. Oft jung, immer jung im Herzen, begeisterungsfähig, locker.
Wer bei Con brio ein Konzert miterlebt hat, dem ist nicht bange um die Zukunft der
klassischen Musik. Ein Publikum, das durchaus seinem Orchester zu einem auswärtigen
Vorkonzert nachreist – und wenn es auch in einer der ach so geschmackvollen Mehrzweckhallen
unseres Landes stattfindet, weil sonst leider kein bezahlbarer Raum in der Herberge ist.
Lieber Gert Feser, liebe Con-brio-Musiker, wir Würzburger danken Ihnen aus ganzem Herzen.
Wir wünschen, daß das Feuer von Con brio noch lange, lange die Seelen der Menschen entzünden
möge; denn ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum!
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